Wollt Ihr mehr wissen vom Leben in der Karibik? Unser ehemaliger Deutschlehrer Jürgen Wehr hat ein ganz tolles Buch über seine Erlebnisse in den 90er Jahren bei uns an der Sprachschule in Sosúa geschrieben und es in einen Roadtrip-Roman gepackt – absolut lesenswert, unterhaltsam, mit viel Witz und einer gehörigen Portion Selbstironie!

Deutschkurse in Sosúa

Jürgen gab Deutschkurse an unserer Sprachschule und in den ortsansässigen Hotels, als in der Boom-Zeit des Ortes noch sehr viele deutschsprachige Touristen Sosúa besuchten. Zu der Zeit waren wir in der Dominikanischen Republik vor allem unter dem Namen unserer Deutschschule Casa Goethe bekannt und hatten zum Teil bis zu 400 Deutsch-Sprachschüler landesweit. Mittlerweile stehen auch Englisch- und Spanischkurse auf dem Programm, und alle Sprachkurse sind unter dem internationalen Dach unseres Instituto Intercultural del Caribe (IIC) zusammengefasst.

10 Jahre hat Jürgen nun an seinem Roman gearbeitet, wann immer es seine Zeit neben Job und Familie zuließ; hat in der Fülle seiner Erinnerungen gekramt, und trotzdem reichen die über 400 Seiten kaum aus, um all die wilden und schier unglaublichen Erlebnisse festhalten: sei es wie Thomas, der Gründer der Schule, nun gerade nach Sosúa kam. Oder Weltstar Falco ans Casa Goethe.

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Viel Spaß beim Lesen!

Auszüge aus dem Buch

Hier eine kleine Leseprobe:

Wie Thomas in die Dominikanische kam …

… Nachdem es in der Dominikanischen Republik bislang für Investoren, Touristen und Auswanderer jahrhundertelang unattraktiv bis lebensgefährlich gewesen war, sich dort aufzuhalten, mauserte sich das Land nun plötzlich zum magischen Anziehungspunkt und Tummelplatz aller möglichen Aussteiger, Schwärmer, Glücksritter, Hedonisten, Abenteurer, Hochstapler, Klein- und Großkriminellen, Spekulanten und mehr oder weniger begabten Geschäftemacher.
Die modernen Konquistadoren schätzten die Tatsache, dass es sich bei der Dominikanischen Republik gewissermaßen um das Gegenteil eines modernen Überwachungsstaates handelte. Sie verband ihre charakterliche Umtriebigkeit genauso wie die Gewissheit, dass diese ebenso liebenswerte wie korrupte karibische „Bananenrepublik“ ihnen ein Vielfaches an Möglichkeiten, Freiheiten und Abenteuern bieten konnte als ihre engen, grauen und öden Heimatgemeinden auf dem alten Kontinent.
In gewisser Weise war Thomas einer von ihnen.
Er war ein zäher Bursche mit stechend grünen Augen, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, irgendwo in Lateinamerika sein Glück zu finden.
Thomas hatte einen Schritt riskiert, den wohl die meisten seiner männlichen Artgenossen nur allzu gern und allzu oft vollziehen – aber eben nur im Kopf: Er hatte alles hinter sich gelassen: Heimat, Familie, Freunde, Beruf und sämtliche Sicherheiten. …

… und Falco ans Casa Goethe

… Die Stimmung unter den Gästen war gut. Es wurde gelacht, geredet und getrunken. Einige Pärchen tanzten sogar Merengue in der Küche.
Im Laufe der nächsten Stunde wurde es immer voller. Etliche große und kleine Geländewagen parkten die gesamte Nachbarschaft zu, was ich als gutes Zeichen wertete. „Grüß Gott“, begrüßte mich plötzlich der Kerl, den ich vor einigen Tagen zu vorgerückter Stunde im High Caribe kennengelernt hatte, und der nach eignen Angaben hauptberuflich Gummibärchen in die Dom-Rep importierte. Er stand auf und schüttelte mir galant die Hand zur Begrüßung. Er trug einen cremefarbenen Leinenanzug und braune Lederschuhe. An seinem Tisch war noch ein Platz frei.
„Habe d´Ehre“, waren die einzigen Worte, die mir auf Österreichisch einfielen.
Ich griff mir den letzten freien Stuhl, setzte mich zu ihm und redete ein paar Sätze. Der Haribo-Generalimporteur, der sich mir im Laufe des Gesprächs als Martin K. aus Graz vorstellte, befand sich in Begleitung von zwei hübschen Dominikanerinnen und eines Landsmanns, der trotz der gedämpften Beleuchtung eine schwarze Sonnenbrille trug und mir vage bekannt vorkam.
„Ist dir schon amol aufg´fall´n, dass die Goldbär´n hier in der Dom-Rep, bevor ich der Generalimporteur wurde, alle alt und hart waren?“, fragte mich der Österreicher.
Eine ehrliche Antwort wäre gewesen: „Nein, und ich bin auch nicht in die Karibik geflogen, um hier Gummibärchen zu essen!“
Ich hatte wirklich keine Lust, mir an dem Abend, auf den ich mich seit Wochen gefreut hatte, langweilige Import-Export-Kindergeschichten anzuhören. Ich wollte schon wieder aufstehen und weitergehen, da hielt mich Haribo-Martin kurz am Arm fest und zog mich zurück an den Tisch.
„Ich darf dir aber doch noch kurz ´n Freund von mir vorstell´n, aber du kennst ihn ja sicherlich bereits.“
Ich schüttelte die Hand seines Begleiters. Er war mindestens zehn, wenn nicht gar 15 Jahre älter als ich, also etwa in Thomas´ und Volkers Alter, und ich überlegte, ob ich ihn nicht irgendwo schon einmal gesehen hatte. Er hatte schwarzes Haar und trug Sandalen, dunkle Shorts und ein kurzärmeliges, rotes Baumwollhemd.
Der Unbekannte lächelte knapp, blickte mich kurz durch seine Sonnenbrille an und wandte sich dann wieder seinen eleganten Begleiterinnen zu.
„Noch etwas“, flüsterte mir Martin zu, „er hasst es, außerhalb der Konzerte Falco genannt zu werden. Dann hält er dich nämlich für einen Fan und verachtet dich. Johann dürfen aber auch längst nicht alle sagen, und Hans, Hansi oder gar Herr Hölzel geht alles drei garnet. Also bitte, sei so gut, denk dran, Dankscheen!“
„Das ist der Falco?“, fragte ich mit einer Mischung aus Erstaunen, Zweifel und Begeisterung. „Und wie soll ich ihn dann überhaupt ansprechen?“
Das war eine berechtigte Frage, denn einen bekannten Star nach seinem Namen zu fragen, wäre wohl auch wieder falsch gewesen, und mit ihm gar nicht zu sprechen, wäre ebenfalls unhöflich, schließlich saßen wir an einem Tisch, und ich war in gewisser Weise einer der Gastgeber.
Obwohl ich versucht hatte, so leise wie möglich zu sprechen, hatte der angebliche Falco offensichtlich mitgehört. Für einen Musiker schien er über ein gutes Gehör zu verfügen. Ohne aufzublicken sagte er in perfektem Wienerisch:
„Namen sind doch eh Schall und Rauch, genauso wie im Übrigen unser ganzes G´schäft. Wos wir mochen, die Musik, die Show, das Leb´n, ist nichts weiter als Schall und Rauch! Ist der letzte Takt gespielt und der letzte Ton verklungen, dann fallt der Vorhang und ein jeder geht nach Haus´. Irgendwie war’s das dann, und was vorbei ist, ist vorbei. Oder etwa net?“
Das klang recht poetisch und melancholisch, war aber keine Antwort auf meine Frage.
Unter Vermeidung einer Anrede stellte ich ihm daher einfach die Standartfrage:
„Und was machst du hier so?“
„Mein Gott, immer diese ganz´n Frog´n“, stöhnte Falco. „Wer is er denn? Wos is er denn? Wos hat er denn? Wos kann er denn? Wos mocht er denn? Wos redt er denn? Was glaubt ihr, dass er is?“
Dann steckte er sich eine teure Zigarre an und sagte feierlich:
„Die Frage ist doch nicht, was ich hier so mache! Die Frage ist vielmehr, was lasse ich in der Zeit, in der ich hier bin, zu Hause für einen Blödsinn aus! Und Blödsinn, den gibt es ja immer reichlich, nicht wahr?“
Ich nickte …
Obwohl ich nicht ausschließen konnte, dass es sich bei dem Typen um nicht mehr als um einen wichtigtuerischen Falco-Imitator aus irgendeiner benachbarten Hotel-Animationsshow handelte, war ich doch recht überzeugt, dem echten Falco gegenüber zu sitzen.
OK, er hatte seine markante Gelfrisur gegen einen unsäglichen dominikanischen Haarschnitt mit kurzrasierten Seiten eingetauscht, und er sah etwas älter, fülliger und ausgebrannter aus als der Falco aus den Musikvideos. Das war aber eher Bestätigung der Echtheit als Grund für Zweifel: Denn würde beispielsweise Klaus Augenthaler, der Fußballweltmeister von 1990, in diesem Jahr bei der EM in England auflaufen, würde er, nachdem man ihn sechs Jahre lang nicht gesehen hatte, sicher auch anders aussehen, als man ihn in Erinnerung gehabt hatte.
Und warum sollte auch jemand, der bloß für den bekannten Sänger mit der schwarzen Gelfrisur gehalten werden wollte und sich fälschlicherweise für ihn ausgab, sich freiwillig mit solch einem dominikanischen Kurzhaarschnitt verunstalten? Das hätte wirklich keinen Sinn ergeben!
War das Casa Goethe also etwa schon so angesagt, dass Weltstars sich hier wie selbstverständlich einfanden und das Institut vom ersten Tage an zum internationalen und interkulturellen Künstlertreff geworden war?
Oder war Falco, vom dem man seit Coming home, Jeanny part 2, also seit nun schon etwa zehn Jahren, so gut wie nichts mehr gehört hatte, mittlerweile so abgrundtief gesunken, dass er es nötig hatte, uneingeladen, auf einer improvisierten Institutsparty im Ganovennest Sosúa, Gratisdrinks zu schnorren? …

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Viel Spaß beim Lesen!

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